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Forderung des Landeselternrats: Fortbildungen für Lehrkräfte nur noch in der unterrichtsfreien Zeit zu gestatten

Diese Forderung unterstellt Lehrkräften, sie hätten zu viel Freizeit. Diese Annahme ist nicht erst seit Veröffentlichung der Metastudie „Studien zur Arbeitszeit von Lehrkräften in Deutschland“ der Göttinger Wissenschaftler Dr. Frank Mußmann und Dr. Thomas Hardwig aus dem Jahr 2018 klar widerlegt.

Länderbezogene Arbeitszeitstudien fanden 2018 in Niedersachsen, 2022 in Sachsen und Hamburg statt. Aktuell wird die Arbeitszeit in Berlin untersucht.

Die Arbeitszeitberechnung für Lehrkräfte geht von einer 40 Stunden-Woche mit 30 Tagen Urlaub im Jahr aus. Bei der unrealistischen Annahme, dass Lehrkräfte in der unterrichtsfreien Zeit gar nicht arbeiten, ergibt sich eine abzuleistende Wochenarbeitszeit von 46:38 Stunden für Wochen mit Unterricht. Die tatsächliche Arbeitszeit von Lehrkräften liegt im Durchschnitt aber bereits bei 48:18 Stunden, also 1:40 Stunden über der regulären Arbeitszeit. Dr. Mußmann und Dr. Hardwig haben herausgefunden, dass viele Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten, weil sie in einer Vollzeitstelle die Erfahrung gemacht haben, ihre Arbeit nicht gut genug bewältigen zu können.

Quellenangabe:

https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/studie-zur-arbeitszeit-lehrkraefte-sind-hochmotiviert-aber-hochbelastet

Die Politik kennt diese Zahlen. Sie sollte für notwendige Verbesserungen sorgen, damit wieder mehr Lehrkräfte in Vollzeit arbeiten können. Stattdessen gibt es in der Kultusministerkonferenz sogar die Auffassung, die Kultusministerien sollten von der gesetzlichen Verpflichtung für Arbeitsgeber zur Erfassung der Arbeitszeit der Beschäftigten ausgenommen werden. Mit der simplen Behauptung, Lehrerarbeitszeit sei nicht erfassbar. Die europäischen Nachbarländer zeigen aber seit Jahrzehnten, dass es sehr wohl geht. Dort werden aus datenbasierten Erkenntnissen sogar Konsequenzen gezogen, um Lehrkräfte zu entlasten.

Die Frage, ob Fortbildungen nur noch in den Ferien stattfinden dürfen, stellt sich somit eigentlich gar nicht. Zu erwähnen ist aber, dass die meisten Schulen die letzten drei Tage der Sommerferien bereits seit vielen Jahren für Fortbildungen nutzen. Diese Freiwilligkeit beweist das hohe Maß an Engagement in den Schulen.

Wenn Fortbildungen während der Schulzeit stattfinden, sollten Schulen personell und finanziell so ausgestattet sein, dass an solchen Tagen ein pädagogisch hochwertiges Alternativprogramm stattfinden kann.

Pressemitteilung des Vorstands vom 21.12.2023