Erst vor wenigen Jahren hat das Land Niedersachsen die vorschulische Sprachförderung durch Grundschullehrkräfte abgeschafft. Das können doch die Erzieherinnen und Erzieher besser im Alltag nebenbei mit erledigen. Man sieht spätestens jetzt: Das war ein Fehler.
Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien, Kinder, bei denen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch gesprochen wird, machen einen großen Teil derjenigen aus, die am Ende der Grundschulzeit den Sinn des Gelesenen nicht verstehen. Dass das Land trotz dieser Erkenntnis die Sprachförderstunden an Grundschulen stetig kürzt, ist ein Weg in die falsche Richtung.
Ja, es gab und gibt die Pandemie, die Flüchtlingskrise, den Krieg in der Ukraine. Das wird Einfluss auf die Ergebnisse gehabt haben, aber ein funktionierendes, mit Finanzen und Personal gut ausgestattetes Grundschulsystem hätte schneller reagieren und gegensteuern können durch beispielsweise gezielte Förderung in Kleingruppen, unterstützendes Personal im Unterricht und Beratung von Eltern.
Kinder lesen gern! Wenn man ihnen Bücher anbietet, lieben sie es, darin zu stöbern und Neues zu entdecken. Wenn man ihnen vorliest, hören sie liebend gerne zu. All das kann Grundschule jedoch nicht vollumfänglich leisten, hier braucht es Unterstützung durch die Familien zu Hause und zusätzliches pädagogisches Personal. Auch geeignete Räume mit ruhigen Leseecken sollten in Grundschulen Standard sein.
Und ja, all das kostet Geld. Nicht wenige fordern mittlerweile ein Sondervermögen Bildung. Es muss im gesamtgesellschaftlichen Interesse liegen, die Bedingungen an Grundschulen so zu verbessern, dass wir möglichst allen Kindern gerecht werden und ihnen ein adäquates Bildungsangebot machen können.

